Der Anfang.
Eine Scherbe. Wir wissen nicht viel über sie. Sie ist von Händen geformt, von Muskelkraft, von zwei Handballen, von zehn Fingern. Sie ist der Anfang unserer Suche, auf die wir Sie mitnehmen wollen.
© Stefan Hähnlein/Deepframes.com
Vermutlich hat sie ein Mann geschaffen, vielleicht, nicht unwahrscheinlich, auch eine Frau. Die Scherbe ist hellgrau. Sie wurde in einem Ofen aus Lehm gebrannt, befeuert mit Holz, aber bei nicht zu hohen Temperaturen. Die Menschen, die sie brannten, haben wahrscheinlich im späten 13. oder 14. Jahrhundert gelebt. Darauf lassen Körnung und Färbung schließen. Sie ist leicht gebogen. Vermutlich war sie Teil eines Gefäßes. Aber von was?
Wir wissen es nicht.
Wir wissen: Die Scherbe lag in schwarzer Erde, als wir sie fanden. Sie lag auf dem Boden eines Waldes, aus dem Humus getreten vom Schuh eines Wanderers oder dem Hufe eines Rehs oder herausgespült vom Regen. Zum ersten Mal seit vielen Jahrhunderten scheint wieder die Sonne auf sie.
Wir wissen nicht, wozu sie den Menschen früher diente. War sie Teil eines Kruges, Teil einer Topfes? Aber jetzt dient sie uns Menschen wieder: als unsere Führerin in die Vergangenheit.
Sie ist unsere Zeitmaschine.
Sie ist das Verbindungsstück zwischen uns heute und den Menschen, die sie herstellten, die damals diesen Ort, an dem sie gefunden wurde, bewohnten, in Glück und Unglück, sich hier liebten, vermutlich hier auch Kinder gebaren, vermutlich auch starben, hier auf dieser Bergspitze, auf der einst eine stattliche Burg stand und jetzt nur noch letzte Ruinen überdauert haben.
Eine Scherbe.
Sie ist der Anfang unserer Suche, auf die wir Sie mitnehmen wollen.
Seien Sie aber vorgewarnt:
Wir haben keine Idee, wohin uns diese Suche führen wird. Dies ist eine Reise mit unbekanntem Ziel.